Wird von der Renaissance gesprochen, ist meist die italienische Renaissance gemeint, die von 1420 bis rund 1600 datiert wird. Nördlich der Alpen begann die Renaissance erst später. Die "Wiedergeburt der Antike" war ein goldenes Zeitalter von Fortschritt und Kunstfertigkeit. Das als dunkel und zurückgeblieben betrachtete Mittelalter war vorbei und die Wissenschaften blühten auf. Mächtige und unermesslich reiche Dynastien wie die Medici in Florenz oder die skandalumwobenen Borgias in Rom faszinieren die Menschen noch heute. Die Medici erwarben ihren Wohlstand und Einfluss durch Tuchhandel und vor allem durch das Bankgewerbe.
Die Namen großer Künstler der Renaissance sind weltberühmt, täglich strömen Menschen in Museen und Gebäude um Leonardo da Vincis Mona Lisa, Michelangelo Buonarottis David oder Sandro Botticellis Geburt der Venus und die Primavera zu sehen. Ebenfalls ausgesprochen interessant sind die Werke des vor allem in Florenz sehr präsenten aber heute beinahe unbekannten Domenico Ghirlandaio, der Szenen des Alltags seiner Zeit einfing.
Die Kleider in der Renaissance waren generell bodenlang und hatten weite Röcke. Aus den Kleidern des Mittelalters hatte sich eine Trennung von Oberteil und Rock ausgebildet, beide Teile wurden seperat geschnitten und dann durch eine Naht zusammengefügt. Dadurch war ein eng anliegendes Oberteil mit weitem Rock in Röhrenfalten möglich. Die modische Taille lag höher als die natürliche, ein paar Zentimeter über der natürlichen oder gar direkt unter der Brust wie später im 19. Jahrhundert (Empire/Regency). Der Halsausschnitt war rund oder eckig geschnitten.
Die Praxis, dicht gewebte Stoffe zu schlitzen, wurde von der Tracht der Landsknechte in die zivile Mode eingebracht. Dicht gewebte Seidenstoffe, ebenso wie defilzte Wolle, fransen nicht aus. Zwischen den Schlitzen zupfte man das hellweiße leinene Untergewand hervor. Zudem wurden Stoffe gerne mit besonderen Eisenwerkzeugen durchstochen, beispielsweise in kleinen Wellenlinien.
Das Lucas Cranach Kleid:
Der berühmte deutschstämmige Renaissancekünstler Lucas Cranach der Ältere lebte von rund 1475 bis zum 16.Oktober 1553. In mehreren seiner Gemälde sind Frauen zu sehen, die alle eine bestimmte Art von Kleid tragen. Diesen Kleidungsstil sieht man gut im Bildnis der heiligen Maria Magdalena aus dem Jahre 1525.
Die charakteristischen Merkmale dieses Stils sind:
Meistens dominieren zwei Stoffarten das Lucas Cranach-Kleid: dunkelroter Samt und Goldbrokat. Der Goldbrokat verläuft als Borte vom Ausschnitt zur Taille und an den Ärmeln, sowie in drei Abschnitten auf dem Rock. Etwa auf mittlerer Höhe des Rocks befindet sich der erste und schmalste Streifen. Der Zweite ist doppelt so breit und befindet sich etwa auf einem Viertel der Höhe über dem Saum, der Dritte am Saum ist drei bis vier Mal so breit wie der oberste Streifen. Das Arbeiten mit ganzen Vielfachen sollte ein harmonisches Bild erzeugen. Auch das Oberteil lässt sich so betrachten: teilt man gedanklich das Oberteil vom Ausschnitt zur Taille in zwei Teile, ist der Obere aus Goldbrokat und mit Perlen bestickt (in floralen oder geometrischen Motiven). Der untere Abschnitt ist eine feine Schnürung, die das weiße Kleid darunter sichtbar macht. Der rückwärtige Halsausschnitt ist normalerweise sehr tief und eckig geschnitten.
Der Kleidungsstil Eleanoras von Toledo:
Eleonora von Toledo (ital. Eleonora di Toledo) war die Ehefrau von Cosimo I. de'Medici. Wie ihr Name zu erkennen gibt wurde sie in Toledo, einer Provinz in Spanien, geboren. Im Jahre 1539 wurde sie im Alter von 17 Jahren an den zukünftigen Herrscher über Florenz vermält und brachte eine sehr reiche Aussteuer mit. Ihr Vater, spanischer Vizekönig von Neapel, hatte vergeblich versucht, Cosimo dazu zu bewegen, seine ältere Tochter zu heiraten. Dafür hatte er ihm eine noch prächtigere Aussteuer versprochen, doch Cosimo wollte lieber die jüngere Schwester zur Frau. Er hatte Eleonora schon früher getroffen und mochte sie offenbar. Berichten zufolge ließ seine Zuneigung zu ihr nie nach und er blieb ihr während der Ehe stets treu. Um das Jahr 1545 ließ sich Eleonora, nun Herzogin von Florenz, mit ihrem Sohn Giovanni von Angolo Bronzino portraitieren.
Ihr Kleid ist aus Ausbrennersamt und liegt am Oberkörper eng an. Eleonoras Ärmel scheinen quadratisch im Querschnitt: vier Stoffstreifen werden von mit edelsteinbesetzten kleinen Broschen zusammengehalten, das weiße bauschige Unterkleid wird dadurch sichtbar. Das goldene, perlenbesetzte Netz über ihren Schultern ist auf mehreren ihrer Portraits zu sehen und ist ein Merkmal der Mode im 16. Jahrhundert.
Schuhe:
Normalerweise waren die Schuhe unter den schweren, bodenlangen Röcken verborgen. Ging man aber nach draußen, zog man Überschuhe als Schutz gegen den Dreck der Straßen darüber. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatten diese Schuhe gigantische Ausmaße angenommen und waren zum Mode-Statement geworden: die Chopines. Die Korksohlen der Plateauschuhe wurden von einigen Zentimetern auch mal wagemutig hoch bis zu über 60cm. Die Plattformen der Schuhe wurden mit Stoff oder feinem Leder überzogen. Besonders unter den Damen Venedigs waren die Chopines beliebt, die sich so nur mithilfe von ein oder zwei Zofen balancierend die Straßen entlang bewegen konnten.
Eine wichtige Neuerung in der Mode kam in der Renaissance auf: der Absatz. Im Jahre 1533 heiratete die kleine Caterina de'Medici, Prinzessin von Urbino, den Herzog von Orleans und trug hohe Absätze, um größer zu wirken. Dies wurde schnell von den Damen des Hofes kopiert. In der Folgezeit waren auch Absätze von 10cm nicht unüblich. Zugleich war auch der Kuhmaulschuh in Mode.
Haare:
Der Wunsch der Renaissance nach Individualität spiegelt sich auch in den Haarmoden und Frisuren der Renaissance wieder.
Wie man auf den Portraits von Domenico Ghirlandaio sehen kann, wurde das schulterlange Haar in der Mitte gescheitelt und das Deckhaar am Hinterkopf zu einem Dutt gebunden wurde [z.B. in Ghirlandaios Portrait der Giovanna Tornabuoni].
Gleichzeitig wurde das Haar auch in von antiken römischen Statuen inspirierten, extrem komplizierten, Flechtfrisuren getragen [siehe Botticellis "Simonetta Vespucci"]. Reichte das eigene Haar nicht aus, behalf man sich mit Haarteilen, die nicht notwendigerweise die selbe Haarfarbe haben mussten. Der Balzo, wie hier im Portrait von Isabelle d'Este, der Schwägerin Lucrezia Borgias, zu sehen, war ebendalls in Mode. Nimbusartig umfängt er den Kopf und war oft farbenfroh und mit Broschen verziert. Generell waren kleine Locken und geflochtene Zöpfe dominierende Merkmale. Diese Löckchen wurden mit Lockenstäben gemacht, die man in der Glut des Kamins aufwärmte. Unverheiratete Frauen und Mädchen trugen die Haare lang und offen oder mit Bändern gebunden.
Mitte des 13. Jahrhunderts kam das Haarnetz in Mode, welches aus Seiden- oder Baumwollfäden geknotet wurde. Die luxuriösesten Varianten hatten Silber- und Goldfäden und waren mit Perlen und Edelsteinen verziert. Das Haarnetz kann auch aus Stoff gefertigt oder damit unterlegt sein, sodass die Haarlängen in einem Beutel verborgen sind.
Schmuck:
Schnittmuster:
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