Die Herrengarderobe des frühen 19. Jahrhundert (engl. Regency/Georgian Era, frz. Empire) bis in die Zeit des
Biedermeier bestand im Grunde aus Hemden, Hosen, Westen, verschiedener Arten von Mänteln, Krawatten, Hüten (i.d.R. Zylinder) und natürlich Strümpfen und Schuhen. Die Farbpalette war gedeckt. Nach den farbenfrohen und reichlich verzierten Gehröcken des Rokoko waren nun nüchterne Farben wie
Schwarz, Dunkelblau, Braun, Grau und Grüntöne, Beige und Weiß in Mode. So predigte es auch Beau Brummel, der Dandy und Trendsetter seiner Zeit in London, der sich für matte Töne und klare Linien
höchster Schneiderskunst einsetzte.
Wie bei den Damen auch, hatten Herren verschiedene Formalitätsgrade bei ihrer Kleidung zu beachten. Im Haus, wenn kein Besuch zu erwarten war, und im engsten Familienkreis trug man legerere Kleidung wie beispielsweise den Banyan, eine Art Morgenmantel. Tagsüber trugen Männer semi-formale Kleidung bestehend aus Hose, Hemd, Weste(n) und Gehrock aus Leinen oder Wollstoffen. Die hochformelle Kleidung für Diners und Bälle und die Anzüge für die königlichen Höfe wurden aus den luxuriösesten Textilien gefertigt und in der Regel von den besten Schneidern eingekauft.
Die allseits bekannte Szene in Stolz&Vorurteil 1995, in der Colin Firth als Mr. Darcy tropfnass nur im Hemd dem See von Pemberley
schwimmt, hat das Hemd zum Fixpunkt der Kostümfilm-Populärkultur gemacht. Aufgegriffen wird diese Szene in der 2. Staffel von Bridgerton, in der Anthony Bridgerton einen ähnlichen Aufzug bietet
und dabei von der weiblichen Hauptfigur Kate beobachtet wird.
Die Hemden, aus feinstem weißen Leinen wo dies finanziell möglich war, waren langärmlig und reichten bis zur Mitte des Oberschenkels. Am Hals wurden sie mit Knöpfen geschlossen, hatten aber nie eine Knopfleiste bis zum Saum, so wie heute. Dabei waren die Knöpfe der Unauffälligkeit halber mit dem weißen Material bezogen. Einige Hemden weisen jedoch nur einen Halsschlitz und keine Knöpfe auf. Die Hemdkrägen stärkte man mehrfach, sodass sie bis zum Kinn oder sogar darüber hinaus standen und das Gesicht leicht einrahmten, was ihnen den Namen "Vatermörder"einbrachte.
Unter dem Kragen um den Hals wurde die Krawatte gebunden, die aus einem langrechteckigen Stoffschal bestand. Sie ruhte dann aber nicht wie heute zwischen den Schlüsselbeinen und fiel die Brust herab, sondern wurde mehrfach eng um den Hals gewunden und dann mit einem kunstvollen Knoten zugeschnürt.
Männerhosen waren im 19. Jahrhundert hochgeschnitten, sie reichten bis zur oder sogar über Taille. Sie wurden häufig aus Leinen oder Wolle gefertigt und hatten vorne einen beidseitig geknöpften Hosenlatz (ähnlich wie bayrische Lederhosen noch heute, engl. fall-front) mit darunter verborgener Schnürung.
Für feierliche Anlässe wie Bälle oder als offizieller Teil des Anzugs bei Hofe trug man Kniebundhosen über weißen Kniestrümpfen.
Über das Hemd zog man eine Weste, deren Weite hinten im unteren Rücken mit einer Schnürung auf Figur gebracht wurde. Vorne wurde sie ein- oder zweireihig geknöpft. Sie reichte vorne bis zum hohen Hosenbund, war also etwa taillenlang. Ihr meist stehender Kragen rahmte seinerseits den weißen Hemdkragen.
Verließ ein Herr das Haus, zog er einen Gehrock oder Frack über, der wie die Weste ein- oder zweireihig geknöpft wurde. Um auf Reisen besser vor den Elemenen geschützt zu sein, hatte ein Reisemantel mehrere Lagen Capes über den Schultern. Wie Catherine Morland in Jane Austens Northanger Abbey über Henry Tilney sinniert, der sie in seiner Kutsche fährt: “And then his hat sat so well, and the innumerable capes of his greatcoat looked so becomingly important!”.
Accessoires:
Auch Männer trugen eine Reihe Accessoires mit sich. Gehstöcke ersetzten die Degen früherer Zeiten und wurden bei Spaziergängen und durch die Stadt gehen. Neben dem Geldbeutel und Handschuhen trug jeder Mann während dem Biedermeier, der sich das teure Stück leisten konnte, eine Taschenuhr und den persönlichen Siegel.
Bei dieser spielte jedoch die Funktion als Schmuckstück eine ebenso große Rolle wie die des Zeitmessers. Das empfindliche Stück wurde in einer speziell dafür vorgesehenen kleinen Hosentasche getragen. Viele Jeanshosen haben noch heute eine kleine Tasche in der 'richtigen' Hosentasche, welche das Überbleibsel dieser Zeit ist.
Eine Uhrenkette oder ein dunkles oder scharlachrotes Uhrband (deutlich verbreiteter als die Uhrenkette) diente dem bequemen Hervorholen. Da die mit Relief, Gravuren oder Emaille verzierten Uhren nur selten die Tasche verließen, hängte man wie bei einem Bettelarmband weitere Anhänger dazu. So beispielsweise ein Medaillon mit dem Haar oder Portrait der Angebeteten oder ein Siegel. All das zusammen bildete die Chatelaine (engl. fob). Sie wurde am Hosenbund befestigt und hing von dort gut sichtbar bis in die Tasche herab.
Schnittmuster:
- Die aufgelisteten Schnittmuster sind nicht als Werbung zu verstehen sondern dienen rein informativen Zwecken. Die Liste beansprucht keine Vollständigkeit oder Bewertung -
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