In der Kunstgeschichte dauert der Barock von ca. 1600 bis um 1720 an. Barock ist eine Epochenbezeichnung, die erst seit dem 19. Jahrhundert genutzt wird und die Menschen im 17. Jahrhundert fremd gewesen wäre.
Barroco bezeichnet im Portugisischen eine unregelmäßig geformte Perle, woraus die Epochenbezeichnung für den zunehmend elaborierten Stil des 17. und frühen 18. Jahrhunderts abgeleitet wurde.
Der Beginn des Barock ist in den frühen 1600ern angesetzt und die Epoche folgt auf die Renaissance.
Königin Elisabeth I von England verstarb 1603 und mit den Stuarts brach eine Zeitenwende an. In der Kunst wird mit der Geradlinigkeit der Renaissance gebrochen und der für seine Opulenz bekannte Barockstil entwickelte sich, wenngleich auch in manchen Strömungen des Barock dennoch weiterhin ein strenger Klassizismus eingehalten wurde.
In der Mode ist das 17. Jahrhundert hindurch eine Verschmälerung der Silhouette zu bemerken. Beginnend mit dem spanischen tonnenförmigen Reifrock der spätelisabethanischen Zeit verabschiedete man sich von diesem in den 1620ern und setzte nur noch auf wattierte Hüftrollen (sog. Weiberspeck) und Unterröcke. Die Mode wurde weniger streng und durch eine Konzentration auf edle Stoffe auch weniger detailreich ornamentiert. Besonders die Werke Rubens zeigen metallhaft stählern glänzende Seidenkleider mit wenig Stickereien. Der Mühlsteinkragen nahm nun gewaltige Proportionen an.
In Flandern und den hanseatischen Regionen brachte internationaler Handel großen Wohlstand ins kaufmännische Bürgertum, was sich in der Kleidung widerspiegelte.
Rubens portraitierte sich und seine Ehefrau Isabella im Jahre 1609. Isabella Robens' Kleid trägt noch viel Spätrenaissancemode in sich - im Oberteil mit dem sehr langen Stecker und dem vollen Rock. Jedoch wurde der tonnenförmige spanische Reifrock bereits abgelegt zugunsten von Hüftrollen. Zwei Unterröcke trägt sie, einen aus blauem Stoff und darüber den roten Rock mit Goldborte.
Ihr Mühlsteinkragen ist perfekt gestärkt und mit teurer Spitze verziert. Der große Hut dieser Mode war der Männermode entlehnt.
In die 1630er hinein legte die Mode die gewisse Steifheit der Renaissancekleidung zunehmend ab. Besonders bemerkenswert ist die hohe und gerade verlaufende Taillenlinie. Wie im Empire-Stil um 1800 rutscht die Taille bis knapp unter die Brust. Der Rock ist nach wie vor rund und voll. Die Ärmel sind nun bauschig und weit, der Mühlsteinkragen ist zugunsten des Vandyke-Kragens abgelegt. Dieser fällt über die Schultern und betont die natürlich-fließende Linie.
In der Kleidung von Bürgersfrauen und Arbeiterinnen sieht man nach wie vor enge Ärmel, die Schnitte der Kleider waren zu jeder Zeit trotz der vorherrschenden Mode letztendlich so individuell wie ihre Trägerinnen und Pragmatismus war in der Kleidung im täglichen Leben erforderlich.
Mit den Jahrzehnten wandelte sich die Mode weiter. Die hohe Taillenlinie sank wieder und der Stecker wurde stark verlängert. Die Betonung der Schulterpartie verstärkte sich durch einen Carmen-Ausschnitt in den Kleidern. Dies zeigt uns beispielsweise
Hieronymus Janssens "Charles II Dancing at a Ball at Court."
Die Damenmode wird zunehmend zu sich auf der Spitze treffenden Dreiecken: Schultern - Taille - weiter Rock. Der Mühlsteinkragen wurde bereits zugunsten des Vandyke-Kragens abgelegt. Dieser wandelt sich nun ebenfalls weiter und wird zu einem breiten Spitzenband, welches am horizontalen Ausschnitt befestigt ist (ähnlich der viktorianischen Berthe/Bertha). Die Ärmel sind noch weit geschnitten und zum Handgelenk verängt, nun jedoch nicht mehr so kugelfärmig wie noch in den 1630ern.
Die Damenmode wird zunehmend zu sich auf der Spitze treffenden Dreiecken: Schultern - Taille - weiter Rock. Der Mühlsteinkragen wurde bereits zugunsten des Vandyke-Kragens abgelegt. Dieser wandelt sich nun ebenfalls weiter und wird zu einem breiten Spitzenband, welches am horizontalen Ausschnitt befestigt ist (ähnlich der viktorianischen Berthe/Bertha). Die Ärmel sind noch weit geschnitten und zum Handgelenk verängt, nun jedoch nicht mehr so kreisrund wie in den 1630ern.
Jan Vermeers Werke lassen intime Blicke in Interieurs zu und weisen eine Reihe häuslicher Kleidungsstücke auf.
Das Matinee ist eine lose geschnittene Hausjacke, die uns Vermeer mehrfach in Sonnengelb mit Hermelin verbrämt zeigt.
Das Barock als Zeitalter der weißgepuderten Perrücken ist ein Klischee, welches sich effektiv hält aber wenig wahren Hintergrund in der Wissenschaft und Geschichte
hat. Das Pudern der Haare erlebte seinen Höhepunkt erst viel später Mitte der 1700er unter Ludwig XV. und dann unter Ludwig XVI. in Frankreich. Im Barock waren die Haare noch ungepudert und
wurden auch noch nicht aufgetürmt sondern in eine Mischung aus Löckchen und zurückgebundenen Partien frisiert.
Schuhe:
Der in der Renaissance aufgekommene Absatz bleibt in der Schuhmode erhalten. Zunehmend wird er elegant nach innen gebogen, statt einfach gerade zu sein.
Pantoletten für zuhause und geschnürte Straßenschuhe standen zur Auswahl, dazu besonders edle Schuhe für Veranstaltungen.
Um das Schuhwerk zu schützen wurden Überschuhe aus Holz, Leder oder Eisen getragen. Man schlüpfte in diese Plateauschuhe mit
dem Schuh hinein, schnallte sie fest und war dadurch vor Schlamm und Dreck auf der Straße geschützt.
Kosmetik:
Entgegen der popkulturellen Darstellung des Barocks als eine Zeit der kreideweiß geschminkten Menschen mit stark durch Rouge geschminkten Wangen, war das Barock in Wirklichkeit viel natürlicher.
Menschen wuschen sich auch oft mit Wasserschüsseln und Leinenlappen. Auch wenn ein Vollbad zu nehmen selten war so war die tägliche Wäsche dennoch effektiv. Hautpflege wurde mit natürlichen Essenzen, Fetten und Ölen vorgenommen. In der Natur gibt es diverse Pflanzen mit antibakteriellen Eigenschaften, was bekannt war und gezielt eingesetzt wurde. Doch gegen Narben der Pocken ließ sich wenig tun. Die Pockenepidemien zogen immer wieder durch die barocken Gesellschaften und die Überlebenden trugen oft sichtbare Narben davon. Make-up, in bester Qualität leider aus Bleiweiß gemacht (Ceruse), wurde eingesetzt. Dessen toxische Wirkung war bekannt, doch hinderte dies manche Frauen nicht. Kleine schwarze Samt-Pflästerchen, die mouches, wurden auch genutzt, mit Fett oder Eiweiß auf die Haut geklebt.
Schmuck:
Die zunehmend einfarbigen Stoffe waren eine großartige Basis für Schmuck, insbesondere für Edelsteine und Perlen.
Generell wurden Broschen, Ringe, Ketten, Armbänder, Haarstecker und Ohrringe getragen. Vermeers "Mädchen mit dem
Perlenohrring" ist Zeugnis der großen Beliebtheit von Perlen. Als Eliabeth Stuart von England nach Heidelberg heiratete, erhielt sie offenbar von ihrer Mutter mehrere Stränge kostbare Perlen.
Nicht zuletzt durch den Kolonialismus und die Erschließung neuer Gebiete, in denen Perlen, Edelmetall und Edelsteine vorkamen, erfreute sich Schmuck an den Höfen und im gehobenen Bürgertum großer
Beliebtheit und bot eine breite Auswahl.
Mit dem ab der Mitte der 1600er zurückkehrenden Stecker kam bei Hofe das "devant le corsage" auf. Diese große Brosche, dreieckig nach unten spitz zulaufend, aus Edelmetall und echten oder unechten Diamanten, wurde auf dem Stecker befestigt. Besonders im Kerzenlicht schimmerte das devant de corsage bei jeder Bewegung der Trägerin.
Schnittmuster:
Nehelenia Patterns np800 1660s Gown Pattern
LINK zu meinem selbstgenähten 1630er Barockkleid.